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Lieber Opa,
nachdem Du nun letztes Mal von mir erfahren hast, wie es möglich ist, Informationen aus Deiner Zeit in die Zukunft zu tragen, will ich Dir heute erzählen, wie es mit Frau N. vom Heimatverein Altenhagen weiterging. Zunächst muss ich Dir aber berichten, dass ich sehr traurig war, als ich erfuhr, dass es den Langenhof gar nicht mehr gibt. Da die Stadt Bielefeld das Gelände, auf dem der Hof stand, für einen großen Stadtfriedhof nutzen wollte und den Hof wohl auch nicht für wertvoll erachtete, kaufte sie ihn 1958 und riss ihn ab. Von Robert Nacke, dem damaligen Hofbesitzer, der ja Dein Arbeitgeber war, gibt es auf dem Friedhof noch ein Grab. Er hat sich ja damals auf dem Hofgelände beerdigen lassen. Heute ein Unding! So etwas wird nicht mehr erlaubt.
Traueranzeige - im Besitz des Heimatvereins Altenhagen |
Robert Nacke – das habe ich sehr bald erfahren – ist bereits im Jahr 1939 im Alter von 70 Jahren verstorben. In dem Jahr warst Du 49 Jahre alt. Ich frage mich gerade, ob Du wohl vom Tod Deines frühen Arbeitgebers erfahren hast. Fünf Jahre später hast Du Dich selbst vom irdischen Leben zurückgezogen – mit 54 Jahren. Für Deinen Sohn, meinen Vater, viel zu früh! Er war vom 15. Lebensjahr an Halbwaise. Es ist für mich unfassbar, dass er nie darüber gesprochen hat, wie er sich damals gefühlt hat. Um Deinen Tod rankten sich viele Geheimnisse. Aber über die damit verbundenen Gefühle sprach man nicht. Auch das wäre heute ein Unding!
Diese Informationen über den Hof
waren für mich ein Anlass, noch tiefer in meiner Nachlasskiste zu graben.
Darin
befand sich ein grünes, mit Stoff bezogenes Fotoalbum, dessen Fotos ich nie so
recht zuordnen konnte. Du bist auf vielen dieser Bilder zu sehen. So gut konnte
ich Dein Gesicht im Vergleich mit späteren Fotos wiedererkennen, dass ich
wusste, dass Du es warst.
Irgendjemand hatte auch mal erwähnt, Du seist vor der Verwaltertätigkeit auf einem Krupp’schen Gut im Emsland schon einmal auf einem Hof als Verwalter gewesen. Ich habe als Kind so oft die Bezeichnung „auf dem Hümmling“ gehört, dass es für mich ein stehender Begriff geworden war, mit dem ich aber nur vage Vorstellungen verband. Die Bezeichnung „Langenhof“ allerdings war mir bis vor Kurzem völlig unbekannt.
Jetzt war ich ganz sicher: Ich hatte eine ganze Reihe alter Fotos von Deiner Arbeitszeit auf dem Langenhof! Sofort nahm ich ein kleines Zettelchen und versah das Album mit Namen und Jahreszahlen. Nun kam ich natürlich sofort auf die Idee, alle rund 60 Fotos aus diesem Album zu scannen und sie der Heimatforscherin zu schicken. Anlass war ihre Mail gewesen, in der sie mir geschrieben hatte:Jetzt sitze ich hier mit meiner ersten Tasse Kaffee und wollte nur eben schnell meine Mails lesen und kann gerade mein Glück kaum fassen, dass Sie noch mehr alte Unterlagen haben als das Zeugnis Ihres Großvaters. Wir haben nur ein einziges Foto von Robert Nacke und eins von seinem Sohn Heinz. Es gibt Fotos von einzelnen Gebäuden und es hat uns schon Stunden gekostet, daraus den alten Gebäudekomplex zu rekonstruieren. Aber da sind wir gerade auf einem guten Weg.
Opa, es wird immer spannender! Eine Symbiose entwickelt sich … und das beigefügte Foto Deines Arbeitgebers wird Dir sicher bekannt vorkommen. 😉
Ein lieber Gruß von Deiner Enkelin Ulrike
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