Briefe an einen Unbekannten -6-

KONTAKT!

Lieber Opa,

bestimmt bist Du schon ganz gespannt, wie ich Dir aus der Zukunft immer näher komme. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie nah!

Wie ich im letzten Brief bereits schrieb, gab ich alle Informationen, die der Stempel unter Deinem Zeugnis enthielt, in das Suchnetz ein und landete irgendwann bei einem Heimatverein. Es ist der Heimat- und Geschichtsverein Altenhagen. Den Ort wirst Du wohl sehr gut kennen, wie ich inzwischen weiß.

Der Verein hat viele Informationen im Netz veröffentlicht. Ich schaute mir erstmal alles an, allerdings fand ich nichts von einem Langenhof. Doch fand ich eine Vereinsadresse – heutzutage nennt man das Mailadresse. Mein Herz begann zu klopfen. Natürlich trieb es mich weiter voran, sodass ich dem Verein eine Mail schickte. Ich fragte darin, wo denn wohl der Langenhof sei. Kurz darauf bekam ich eine Antwort. Darin stand:

Der Hof Nacke (vormals Langenhof) gilt für uns als Urzelle von Altenhagen!

Gemälde von H. Glüsenkamp - 1991

 

Und auf der Vereinsseite gab es sogar ein Gemälde des Hofes! Dort hast Du Dich zwei Jahre lang betätigt? Ich bekam eine Gänsehaut. Was für ein großer Hof, dachte ich. So viele Gebäude. Ein so großer Hofplatz.

Wumm – das saß! Der Rest allerdings war ein wenig ernüchternd:

Spezielle Aufzeichnungen zum Langenhof sind leider nicht vorhanden. Eben nur, dass dieser von Robert Nacke übernommen wurde. 

Im Grunde war’s das dann schon. Ganz unverbindlich fragte ich nach, ob ich denn den Verein mal besuchen könne, denn man schrieb mir noch, es gebe eine Heimatstube, in der einige Abbildungen ausgehängt seien. In dreißig Fahrminuten hätte ich dort sein können.

Aber die Zeit war noch nicht reif …

Meine Mutter – Deine Schwiegertochter – war ja gerade erst beerdigt worden, ihr Haus musste weiter ausgeräumt werden, außerdem bekam ich einen neuen Rechner und verlor mit einem Schlage alle Briefe (Mails), die sich darin befanden.

So vergingen zwei Jahre. In dieser Zeit beschäftigten mich andere Dinge und ich vergaß die Sache.

Ende Juni dieses Jahres (2023) nun holte ich abends meine Post ab. Heutzutage machen wir das selbst und das Geschriebene erscheint auf dem großen Rechteck, den wir Bildschirm nennen. Wie oft habe ich als Kind schon von so einer Erfindung geträumt! Und heute benutze ich sie jeden Tag, ohne weiter darüber nachzudenken. Nun … auf dem Bildschirm erschien ein Brief, dessen Absender mir nichts sagte. Eine Frau M. N. erkundigte sich nach einem Zeugnis von meinem Großvater …

„Ich gehöre zum Heimatverein Altenhagen“, schrieb sie, „haben Sie etwas dagegen, wenn ich das Zeugnis Ihres Großvaters verwenden würde? Ich bereite eine Ausstellung vor.“  

Alarm! schrillten meine Forscherglocken. Es geht weiter!

Ein von mir verlorener Faden wurde von der anderen Seite wieder aufgegriffen! Und nun kam die Sache erst richtig in Gang! Davon erzähle ich Dir dann im nächsten Brief.

Liebe Grüße, 

Deine einzige Enkelin

 

 

Leser und Leserinnen äußerten sich zu diesem Brief:

Das wird ja immer interessanter🧡👍😊 (A. M.)

So ein wunderbarer aufregender Zufall! (A. G.)

Wir haben gerade zu zweit den Brief gelesen und sind schon ganz gespannt wie es weiter geht. Du baust da aber auch richtig Spannung auf ... 😍 (M. N. - die Frau, die mir die Mail vom Verein geschickt hat)

Du bist zur begeisterten Detektivin geworden. (lh)

Wow, ist das spannend und interessant. Wäre ewig schade, da nicht weiterzuforschen und zu schreiben. Was für ein Schatz, so ein Opa und so eine Vergangenheit. (C. S.-S.)

Verlorene Fäden werden manchmal an Stellen wieder aufgenommen, wo wir vielleicht gar nicht damit rechnen. (T. L.)

Das Bild ist wunderschön! Heimatvereine beherbergen oft einen unschätzbaren Fundus Dokumenten und Informationen. Diese Quelle anzuzapfen lohnt sich allemal. (G. R.)