Dienstag, 22. August 2023

Briefe an einen Unbekannten -11-

Für das Foto bedanke ich mich bei Gerd Altmann auf pixabay
Lieber Opa,

Du erinnerst Dich an meinen 8. Brief, in dem ich Dir erzählte, dass Frau M. N. die Fotos aus Deinem Album aus der Zeit auf dem Langenhof in Farbe hat verwandeln lassen? Dort möchte ich heute ansetzen. Es dauerte nämlich nicht lange, da bekam ich wieder Post von ihr. Und was sie mir darin schickte, erinnert mich an die Redewendung „Als die Bilder laufen lernten …“.

Aber zunächst möchte ich einen historischen Exkurs mit Dir unternehmen, der für Dich eine Reise in die Zukunft darstellt. 

Stell Dir vor, es gibt heute die Möglichkeit, stehende Fotos in Bewegung zu bringen! Auch das wird mit dem Gerät erzeugt, das wir Computer nennen. Was man mit dem alles machen kann, das dürfte Deine damaligen Technikkenntnisse in einem solchen Ausmaß überholt haben, dass Dir der Kopf geplatzt wäre.

Es ist wohl Teil der menschlichen Evolution, dass die Menschheit immer neue Erfindungen macht, von denen sie vorher schon lange geträumt hat. Teilhard de Chardin, Dein Zeitgenosse, französischer Jesuit und Philosoph, hat bereits von der Noosphäre gesprochen. Er bezeichnete damit eine Phase der geistigen Entwicklung, in der die Menschheit zu einem Geist in oder mit Jesus Christus zusammenwächst. Damit sah er voraus, was Wladimir Iwanowitsch Wernadski, ein russischer Geologe, erst später in seiner Anschauungsweise fortsetzte. Ihm zufolge findet die evolutionäre Umwandlung der Biosphäre in eine Sphäre der menschlichen Vernunft – in die Noosphäre – statt. 

Diesen Punkt haben wir inzwischen längst überschritten. Die technischen Voraussetzungen dazu mussten natürlich erst entwickelt werden. Das geschah etwa 20 Jahre, nachdem Du Deinen Körper verlassen hast – in den frühen 60er-Jahren. Zu der Zeit wurde nämlich ein geistiges Netz etabliert, das sich inzwischen rund um den Globus gelegt hat und sich von Tag zu Tag weiterentwickelt. Dieses Netz heißt Internet. Es ist quasi ein menschliches Instrument, das die Schwarmintelligenz der Menschheit in der Realität verankert hat. So können die Individuen über das elektronische Hilfsmittel der Vernetzung ihrer Einzelintelligenzen gemeinsame Entscheidungen treffen. 

Da es diese Vernetzung gibt, die quasi unserem Globus ein neues Bewusstsein, ein eigenes Menschheitshirn verliehen hat, können M. N. und ich auch so viele Fakten aus Deiner Zeit recherchieren und wiederum über dieses Netz miteinander zu neuem Wissen, das ja eigentlich ein altes ist, verbinden. Ungewissheiten werden aus entdeckten Teilfakten puzzleartig zusammengefügt und so in Gewissheit verwandelt. 

Ich bin sicher, dass Du als Mensch, der einige technische Neuerungen für die Landwirtschaft ertüftelt haben soll, dieser aus Deiner Sicht zukünftigen Entwicklung gegenüber sehr aufgeschlossen gewesen wärest. Eine wechselseitige Kommunikation allerdings fehlt uns noch. Momentan schicke ich all diese Errungenschaft in ein unsichtbares Od, das möglicherweise nur noch in den Genen meines Körpers verankert ist. Ich führe Selbstgespräche … ja, ich spreche mit Deinen Genen in mir.

Für heute ist dies wohl erstmal genügend Input = Stoff zum Verarbeiten für Dich. 

Es grüßt Dich Deine Enkelin Ulrike

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